Mit Werken von Ola Gjeilo, Johannes Brahms, Ēriks Ešenvalds, Zoltán Kodály, Morten Lauridsen, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Robert Schumann u. a.
40 Jahre Camerata vocale Berlin - Gesang mit Seele
Wir schreiben das Jahr 1985. Madonna und Wham führen die Hitparaden an, man trägt Dauerwelle und knallige Farben, “Zurück in die Zukunft” ist Gegenwart. Im geteilten Berlin gründet
Etta Hilsberg die Camerata vocale Berlin als Laienensemble.
Etta Hilsberg machte es sich zur Lebensaufgabe, einen klangvollen Oratorienchor zu formen, der sich bald einen festen Platz in der Berliner Chorszene erarbeitete. Mit besonderem Augenmerk auf die individuelle Stimmbildung steigerte sie kontinuierlich die Qualität des Chores. Ihr Engagement und ihre musikalische Leidenschaft prägten den unverwechselbaren Gesamtklang, der unser Publikum von Berlin bis Osaka immer wieder begeisterte.
Für ihre Verdienste wurde Etta Hilsberg 2008 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ausgezeichnet. Zwei Jahre später erhielt sie als erste Berlinerin die Geschwister-Mendelssohn-Medaille – eine besondere Anerkennung für ihr Wirken im Berliner Chorleben.
So sehr Etta für den Chor lebte, so sehr schmerzte ihr Abschied im Jahr 2018 – gefolgt von ihrem plötzlichen Tod im darauffolgenden Jahr. Zum ersten Mal wurde es still im Probenraum: ohne ihre
Energie, ihre unermüdliche Präsenz. Mit Ettas Tod ging eine große Ära zu Ende.
Umso dankbarer waren wir, dass Inga Hilsberg die musikalische Leitung übernahm und die Arbeit ihrer Mutter mit Elan und auf hohem musikalischem Niveau fortführte. Doch Anfang 2020 brachte die Pandemie das Chorleben zum Erliegen.
2021 markierte einen Neuanfang. Mit der Rückkehr zur Probenarbeit übernahm Daniel Kirchmann die künstlerische Leitung, ein Dirigent, der nur unwesentlich älter ist als der Chor selbst. Nach Stationen in Köln, Bonn und Schwerin brachte Daniel frischen Wind, klare musikalische Visionen und neue Impulse in unseren Chor. Seit April 2022 ist er im Hauptamt Universitätsmusikdirektor an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Mit ihm endete auch – zur heimlichen oder offenen Freude vieler Sängerinnen – die Ära des „roten Singsacks“, jenes markanten Konzertkleids, das Etta Hilsberg einst eingeführt hatte.
Unter Daniel Kirchmanns Leitung konnte die Camerata vocale Berlin bereits zahlreiche beeindruckende Werke aufführen – darunter Mendelssohns Elias und Karl Jenkins’ Stabat Mater in der Berliner Philharmonie. Wir durften mit renommierten Orchestern wie dem Neuen Kammerorchester Potsdam und den Berliner Symphonikern zusammenarbeiten – sowie mit herausragenden Solistinnen und Solisten. Unsere nächsten Projekte sind “Luminous Night” am 27. September, und das Weihnachtsoratorium im Dezember.
Wir freuen uns, einen Chorleiter an unserer Seite zu wissen, der mit Leidenschaft und Feingefühl genau das in den Mittelpunkt stellt, was uns am Herzen liegt: die Freude am gemeinsamen Singen.
Die Mode mag sich geändert haben in den letzten 40 Jahren, die Weltpolitik erst recht. Aber die Camerata vocale Berlin probt weiterhin jeden Dienstag Abend. Man sagt, Chorsingen sei wie ein Gespräch ohne Worte. Und dieser Chor?
Er spricht seit 40 Jahren mit der Stimme des Herzens – mal laut, mal leise, mal fordernd, mal tröstlich. Doch immer: mit Seele.
Unser Konzert am 27. September 2025 um 19:30 Uhr in der St. Johanniskirche in Berlin steht unter dem Titel "Luminous Night".
Programm (noch nicht abschließend):
Mitwirkende:
Die Hauptwerke des Konzerts sind die Stücke "Dark Night of the Soul" und "Luminous Night of the Soul" des Norwegers Ola Gjeilo. Die Kompositionen für Streichquartett, Klavier und Chor sind durch ihre große emotionale Bandbreite und die Darstellung unterschiedlicher Charaktere in einer ganz eigenen Klangwelt besonders eindrücklich. Die Stücke des 1978 geborenen Komponisten bilden den Rahmen für weitere Chorwerke zum Themenkomplex der Nacht, deren verschiedene Stimmungen im Programm in Erscheinung treten.
Johannes Brahms vereint im ersten seiner Vier Quartette op. 92 die Stimmung der Nacht mit dem Topos der Liebe. Der 1877 entstandene Zyklus thematisiert zudem melancholische Reflexionen. In Schumanns op. 141/1 "An die Sterne" kommt, wie auch in Ēriks Ešenvalds' "Stars", die Faszination des Sternenhimmels zu Ausdruck.
Ruhe und Frieden vermittelt der "Evening Song" von Zoltán Kodály.
Felix Mendelssohn-Bartholdy läutet mit seiner Komposition "Morgengebet" den neu beginnenden Tag ein und verleiht der überstandenen Nacht das Gefühl von Freude, Neubeginn und Aufbruch.
Am Karfreitag, den 18. April 2025, durften wir im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin mit dem Stabat Mater von Sir Karl Jenkins einen besonderen Konzertabend erleben.
Wir bedanken uns bei unserem musikalischen Leiter Daniel Kirchmann, der bezaubernden Mezzosopranistin Gala El Hadidi, dem Neuen Kammerorchester Potsdam und natürlich bei unserem Publikum für dieses unvergessliche Erlebnis!
Der zeitgenössische walisische Komponist Karl Jenkins hat mit seinem Stabat Mater ein modernes, kraftvolles Werk geschaffen, das die mittelalterliche Sequenz „Stabat mater“ neu interpretiert. Es verbindet klassische Chor- und Orchestermusik mit Elementen der weltlichen Musik sowie orientalischen und nahöstlichen Klängen. Jenkins fügt neben dem lateinischen Text auch Passagen in modernen und alten Sprachen wie Aramäisch, Arabisch und Englisch ein, wodurch das Werk eine universelle emotionale Tiefe erhält. Es zeichnet sich durch eindringliche Melodien, dynamische Rhythmen und eine spirituelle Intensität aus, die das Leid Marias unter dem Kreuz musikalisch beeindruckend nachzeichnet. Das Leiden der Mutter Maria beim Kreuz wird so zu einer tief berührenden, alle Kulturen umfassenden Klage: „Und die Mutter weinte.“
Fotos: Gala El Hadidi, Camerata vocale Berlin, Karl Jenkins (Bild: Rhys Frampton)